von Kerstin Klein
Die spezialisierten Kompetenzen in Institutsbibliotheken als Schnittstellen zwischen Fachwissenschaftlern und Studierenden gezielt zu nutzen, war Ziel dieses MALIS-Praxisprojektes. Es wurde gezeigt, wie auch mit geringen personellen und finanziellen Mitteln ein Konzept zur Förderung der Informationskompetenz erstellt werden kann, das an die Bedürfnisse eines kleinen Institutes, des Instituts für Politische Wissenschaft der RWTH Aachen, angepasst und mithilfe der Institutsbibliothek umgesetzt werden kann.
Während in einschichtigen Bibliothekssystemen die Fachreferenten für die Vermittlung von Informationskompetenz in den einzelnen Fachbereichen zuständig sind, werden diese Aufgaben im zweischichtigen System häufig von den Institutsbibliotheken direkt in Zusammenarbeit mit den Instituten erfüllt. Diese Stellung einer ‚embedded library‘ können Institutsbibliotheken insbesondere beim Thema Förderung von Informationskompetenz nutzen.
Während sich in zentralisierten Hochschulbibliothekssystemen die Fachwissenschaftler mit den zuständigen Bibliothekaren der Hochschulbibliothek zunächst auf geeignete bzw. gewünschte Inhalte verständigen müssen, ist diese Abstimmung in den zweischichtigen Systemen schon strukturell gegeben und daher Teil der täglichen Arbeit von Institutsbibliotheken.
Im Rahmen eines Praxisprojektes des MALIS-Studiengangs im Sommersemester 2014 (Projektbetreuerin: Prof. Dr. Inka Tappenbeck) wurde die bisherige Situation im Kontext der Förderung von Informationskompetenz am Institut für Politische Wissenschaft an der RWTH Aachen analysiert und die DBV-Standards für Informationskompetenz sowie die Durchführungsempfehlungen der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) wurden gesichtet und in die Überlegungen einbezogen. Anschließend wurde auf der Basis einer Umfrage unter den Lehrenden des IPW eine Bedarfsermittlung bezüglich der zu schulenden Inhalte durchgeführt. Dabei stellte sich heraus, dass durchweg alle befragten Lehrenden einen Ausbau des bisherigen Schulungskonzeptes als sinnvoll erachten. Insbesondere in den Bereichen kritischer Umgang mit (Online-)Quellen, Gliedern, Strukturieren und Schreiben einer wissenschaftlichen Arbeit sowie Nutzung von fachspezifischen Zeitschriften und Datenbanken wurden die Fähigkeiten der Studierenden von den Lehrenden als unzureichend bewertet.
Als wichtigste Zielgruppe wurden in erster Linie die B.A.-Studierenden identifiziert. Zudem plädierten die Lehrenden des IPW mehrheitlich dafür, die Schulungen außerhalb der fachlichen Lehrveranstaltungen durchzuführen.
Auf diesen Vorarbeiten beruhend wurde das Konzept zur Förderung der Informationskompetenz am IPW erarbeitet. Es besteht aus freiwilligen und curricular verankerten Veranstaltungen sowie aus Bausteinen, die auf Wunsch der Lehrenden in ihre Lehrveranstaltungen integriert werden können.
Als günstig erwies sich bei der Planung, dass die beiden zentralen Studiengänge des Instituts im Projektzeitraum neu konzipiert wurden, so dass jeweils ein Teilmodul zur Informationskompetenz in die Lehrpläne integriert werden konnte. Für die einzelnen Veranstaltungen wurden Inhalte festgelegt, deren Kenntnisse bestimmten Zielgruppen vermittelt werden sollten und konkrete Lernziele formuliert. Methodische Überlegungen sowie Vorschläge zur didaktischen Gestaltung wurden ebenfalls in das Konzept aufgenommen, die konkrete Ausgestaltung der einzelnen Veranstaltungen sollte jedoch den verantwortlich Lehrenden überlassen bleiben.
Insgesamt wurde darauf geachtet, dass die entwickelten Veranstaltungen mit den Personalkapazitäten des Instituts abgedeckt werden können und nicht andere Angebote der Hochschule ersetzen. Insgesamt besteht das Konzept aus fünf verschiedenen Teilen. Bibliotheksführung und Online-Tutorial sind freiwillige Angebote, die zeitlich flexibel und nach Bedarf von den Studierenden genutzt werden können und insbesondere die Informationsinfrastruktur des IPW vorstellen. Als weiterer Baustein wird eine Präsentation zur fachspezifischen Recherche von der Institutsbibliothek laufend aktuell gehalten und kann auf Wunsch der Lehrenden im Rahmen ihrer Veranstaltungen eingesetzt werden. Dieses Angebot ist primär wissenszentriert aufgebaut und soll den Studierenden, beispielsweise in Seminaren, in denen erste Hausarbeiten geschrieben werden, Kenntnisse über fachspezifische Datenbanken oder Fachzeitschriften vermitteln, die sie in der konkreten Situation benötigen. Zentrale Bestandteile des Konzepts sind schließlich zwei curricular verankerte Angebote, jeweils im B.A.- und M.A.-Studiengang. Während die Veranstaltung im B.A.-Studiengang auf eine Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten und das Schreiben einer wissenschaftlichen Arbeit abzielt, wird im M.A.-Studiengang ein Modul zum Publizieren und Präsentieren angeboten.
Es ist mit diesem Projekt gelungen eine Auseinandersetzung der Mitarbeitenden des Instituts mit dem Thema Informationskompetenz in Gang zu bringen und durch Hinweise aus der bibliothekarischen Praxis zum Thema zu bereichern. Gleichzeitig konnte die Wahrnehmung der Bibliothek auch innerhalb des Institutes als gestaltende Akteurin gestärkt werden. Damit hat sich die Institutsbibliothek ein neues Arbeitsfeld erschlossen, dass sie als ‚embedded library‘ in besonderem Maße abdecken kann. Nun gilt es diese positive Entwicklung des IPW bei der Förderung der Informationskompetenz ihrer Studierenden mithilfe des Konzeptes umzusetzen, weiterhin zu begleiten und ggf. entsprechend auszubauen.