Von 0 auf 144 Datenobjekte zu Kunstreproduktionen in Wikidata – Der Klassische Bilderschatz des Bruckmann Verlages im Feldversuch

von Marta Koscielniak

Abbildung 1: Blatt aus dem Klassischen Bilderschatz, Bd. 1, und dazugehöriges Wikidata-Item (Ausschnitt) (Quellen: Wikimedia Commons und Wikidata)

Das Projekt nutzt die Infrastruktur von Wikidata zur Erfassung und Verlinkung von Metadaten zu fotografischen Kunstreproduktionen aus einem historischen Veröffentlichungskontext. Es verfolgte die Ziele, eine Tiefenerschließung des Lieferungswerks Klassischer Bilderschatz in die Wege zu leiten und das Material für Datenauswertungen verfügbar zu machen. Das Herzstück bildet ein in dem Rahmen erarbeitetes Datenmodell. Der erste Batch Upload von 144 Datenobjekten mithilfe des Tools OpenRefine war für mich wie ein Weltraumstart ins Wiki*versum.

Den Hintergrund des Unterfangens bildeten eigene Forschungen zum Klassischen Bilderschatz (und den Veröffentlichungen der Kunsthistorischen Gesellschaft für Photographische Publikationen) am Zentralinstitut für Kunstgeschichte. Während der zwölfjährigen Laufzeit, 1889 bis 1900, verbreitete der Bruckmann Verlag mit dem Bilderschatz insgesamt 1.728 Gemäldereproduktionen in einer Auflage von 10.000 – 12.000 Exemplaren. Ausgehend von Fragen zur Werkauswahl entstand der Bedarf, die dazugehörigen Registereinträge in eine strukturierte, maschinenlesbare Form zu überführen.

Als Plattform schlug Adrian Pohl, der dieses MALIS-Praxisprojekt betreute, die offene Knowledge Base Wikidata vor. Die Daten können darin nicht nur gesammelt und gespeichert, sondern auch zur Nutzung durch andere veröffentlicht und intern wie extern beispielsweise mit Werk(norm)daten oder Thesauri verknüpft werden. Der Wikidata Query Service ermöglicht zudem einfache bis sehr komplexe Abfragen der Daten.

Von einem OCR-basierten Auslesen des Klassischer Bilderschatz Gesamt-Verzeichnisses musste ich Abstand nehmen, da sich die Verzeichnisstruktur in Versuchen nicht erhalten ließ. So fiel die Entscheidung auf eine händische Transkription. Die überschaubare Textmenge und die – nur mit Ausnahme der kleineren Schwesterpublikation Klassischer Skulpturenschatz (1897-1900) – angenommene Singularität des Verzeichnisaufbaus bekräftigten diesen Schritt.

Nachdem sich die Einarbeitung in die Wikidata-Struktur und dann insbesondere der Abgleich der reproduzierten Werke auf vorhandene Wikidata-Gemälde-Items als langwierig herausgestellt hatten, musste das Projekt bald eingedampft bzw. die Projektdimension erneut an den gesetzten Rahmen angepasst werden: Ein Upload der 144 Reproduktionen des ersten Bandes von 1889 sollte innerhalb der Projektlaufzeit von fünfeinhalb Monaten den Anfang machen. Höchst erfreulich war, dass durch die Unterstützung von Christian Erlinger (Die Datenlaube) und Andreas Wagner die Einzelblätter eines auf Commons verfügbaren Scans des Getty Research Institute extrahiert, hochgeladen und mit den neuen Reproduktions-Items verknüpft werden konnten.

Abbildung 2: Datenmodell zum Klassischen Bilderschatz in Wikidata, Stand 02/23 (Quelle: Marta Koscielniak)

Die in Wikidata publizierten, gespeicherten und verlinkten Daten bilden nun eine erste Basis für quantitative Untersuchungen und spätere Visualisierungen. Im Fazit zeigt sich, dass a) sich Wikidata als flexible Datenbank zwar für die Zwecke dieses Versuchs eignet, aber b) beim Verlinken in vorhandenen Items immer wieder Inkonsistenzen, beispielsweise durch von Bots generierte Fehler, auffielen und es Aufräum- oder Diskussionsbedarf gibt. Es wird spannend zu sehen, inwiefern der kleine Anwendungsfall überlebensfähig bleibt oder weitere Transformationen durchlaufen wird – auch unter dem Korrektiv der Wikidata-Community und wenn sich zukünftige Forschungsfragen daran stellen. Mit diesem Projekt wurde das erste Etappenziel erreicht: ein Proof of Concept auf Basis des ersten Jahrgangs des Bilderschatzes.

 

Projektzeitraum: September 2022 bis Februar 2023
Projektbetreuer*in: Adrian Pohl

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