Open-Access-Transformationsverträge mit großen Verlagen: Transformationsidee verfehlt

von Yuliya Fadeeva

Abbildung 1: Teasergrafik (Quelle: open-access-logo unter der Lizenz CC0 )

Die Umstellung der Publikationspraxis wissenschaftlicher Zeitschriften auf Open Access wird in den letzten Jahren durch Transformationsverträge (transformative agreements) zwischen Bibliothekskonsortien und Großverlagen bzw. wissenschaftlichen Fachgesellschaften betrieben. Neben DEAL-Verträgen mit Wiley, Springer Nature und nun auch Elsevier gibt es zahlreiche andere „Publish and Read“, „Read and Publish“ und „Offsetting agreements“ mit sehr unterschiedlichen Ausgestaltungen und Konditionen. Sie werden häufig in großen Konsortien verhandelt und können so bessere Bedingungen für die teilnehmenden Bibliotheken und Forschungseinrichtungen erreichen. Die Hoffnung und das Versprechen hinter transformativen Verträgen: Nach einer Übergangsphase führen sie endgültig weg von der Subskription und hybriden Modellen zu 100% Open Access.

Wird die Transformation umgesetzt?
In diesem Projekt werden elf laufende Transformationsverträge einer großen Universitätsbibliothek untersucht, mit Laufzeiten zwischen einem und drei Jahren. Zehn der elf Verträge wurden von insgesamt vier Konsortien verhandelt. Die Vertragstexte werden daraufhin geprüft, inwiefern sie die Empfehlungen für Transformationsverträge der Schwerpunktinitiative „Digitale Information“ der Allianz der Wissenschaftsorganisationen (2022) erfüllen. Weitere Empfehlungen für Verhandlungen (ESAC-Initiative, Forum 13+) sowie Vertragskonditionen derselben Verlage in anderen Ländern dienen als Vergleich. Schwerpunkte liegen auf den Kriterien Transformativität, Transparenz, Preisgestaltung sowie Workflow.

Abbildung 2: Schwerpunktkriterien für die Prüfung der Transformationsverträge (Quelle: Yuliya Fadeeva)

Das Ergebnis zeigt, dass kein Vertrag den Empfehlungen der Schwerpunktinitiative entspricht – kein Vertrag erfüllt auch nur ein Hauptkriterium in vollem Umfang. Je größer ein Verlag, desto weniger befriedigend fallen die Bedingungen des Vertrags für Bibliotheken aus. Besonders wenig Übereinstimmung zwischen Wunsch und Wirklichkeit zeigt sich in Bezug auf die Kriterien Transparenz und Transformativität.

Die Transparenz der Vertragsinhalte, Leistungen und Kosten wird unbedingt gefordert und ist in allen diesbezüglichen wissenschaftspolitischen Papieren präsent. Dennoch sind von elf untersuchten Verträgen nur zwei veröffentlicht, die durch die SUB Göttingen verhandelten Verträge mit De Gruyter und Hogrefe. Die anderen Vertragstexte enthalten Geheimhaltungspassagen oder werden aus anderen Gründen nicht veröffentlicht.

Überraschend ist auch der zweite Punkt, der besonders schlecht abschneidet, nämlich das Kriterium Transformation zu vollem Open Access, der Daseinsgrund für Transformationsverträge. Eine klare, verbindliche Aussage zur Umstellung des hybriden Modells auf Open Access findet sich in keinem Vertrag. Einige Verlage verweisen auf interne Schwellenwerte, ab wann sie bestimmte Titel auf Gold Open Access umstellen wollen, andere bieten lediglich an, nach Erreichen von Schwellen zu prüfen, einige Titel auf das Modell „subscribe to open“ (S2O) umzustellen.

Im Jahr 2023 lässt sich eine große Lücke zwischen Transformationsidee und Publikationspraxis feststellen.

 

Projektzeitraum: Februar 2023 – Juni 2023
Projektbetreuer*in: Prof. Dr. Claudia Frick
Kontakt: yuliya.fadeeva@uni-due.de

 

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