von Hendrik Platte-Burghardt
Abb. 1: Beam-Plot-Explained (Quelle: https://clarivate.com)
Während Bibliometrieservices heute von zahlreichen Universitätsbibliotheken angeboten werden, verfügt die UB Mannheim bisher über kein solches Angebot. Obwohl bereits verschiedene bibliometrische Analysen für interne und externe Zwecke durchgeführt wurden und Kompetenz vorhanden ist, tritt die UB bisher nach außen nicht als Ansprechpartnerin für Bibliometriedienste in Erscheinung. Im Rahmen dieses Praxisprojekts wurde evaluiert, ob und in welcher Form ein Bibliometrieservice Sinn ergeben würde.
Nach einer Einschätzung des Status quo, einer Bewertung verschiedener Anwendungsfelder und einer Analyse der möglichen Zielgruppen wurden zwei Testanalysen konzipiert. Die erste Testanalyse richtete sich in Form einer individuellen Publikationsanalyse an die Wissenschaftler:innen, um die Resonanz auf eine solche Analyse zu testen und festzustellen, welche Erkenntnisse aus den vorhandenen Mittel gezogen werden können. Mit einer ähnlichen Zielsetzung wendete sich die zweite Testanalyse an die Verwaltung bzw. das Rektorat. Da für diese bereits zuvor verschiedene Analysen durchgeführt wurden, richtete sich das Hauptaugenmerk dieser Testanalyse darauf, welche Analysen von dieser Zielgruppe im konkret gefragt werden und ob dieser Bedarf mit den vorhandenen Ressourcen bedient werden kann.
Abb. 2: Publikationszahlen der UB Mannheim (Quelle: Hendrik Platte-Burghardt)
Die Evaluierung der Testanalysen legt nahe, dass komplexere Analysen des Publikationsoutputs der Universität stärker gefragt sind als Publikationsanalysen und Beratung für einzelne Forschende. Die Analyse der Publikationen eines Professors lieferte einen eher kleinen Erkenntnisgewinn und es ist nicht davon auszugehen, dass unter den Forschenden eine breite Nachfrage nach dieser Anwendung besteht. Allerdings entwickelten sich aus dem begleitenden Gespräch weitergehende Pläne zur Einbindung von bibliometrischem Knowhow in die Publikationsberatung der Graduiertenschule. Die zweite Analyse für die Verwaltung lieferte eine Reihe von interessanten Ergebnissen und wird als Ausgangspunkt für tiefergehende Analysen des Publikationsaufkommens der Universität in verschiedenen Themenbereichen sowie Mustern der internationalen und interdisziplinären Zusammenarbeit dienen.
Die Grenzen der Analysemöglichkeiten werden vor allem durch die fehlenden Zugänge zu proprietären bibliometrischen Datenquellen gesetzt. Zwar lassen sich die meisten Fragestellungen durch offene Datenquellen oder alternative Zugangsmöglichkeiten beantworten, allerdings führt dies teilweise zu einem deutlich erhöhten Arbeitsaufwand und Einbußen bei der Qualität und Verlässlichkeit der Daten. Die Ergebnisse des Praxisprojekts zeigen jedoch insgesamt, dass die vorhandenen Mittel ausreichen, um die Entscheidung für einen Bibliometrieservice zu begründen und als Ansprechpartner für bibliometrische Fragen in Erscheinung zu treten.
Trotz einer Vielzahl an berechtigten Kritikpunkten an der Bibliometrie wie der eingeschränkten Aussagekraft von Publikations- und Zitationszahlen und der potenziellen Verstärkung der Outputorientierung sollten wissenschaftliche Bibliotheken als Serviceanbieter für Bibliometrie agieren. Angesichts der nicht zu leugnenden Bedeutung von Bibliometrie in der Forschungsevaluation ist die verantwortungsvolle Anwendung bibliometrischer Methoden durch die Bibliothek zweifellos der uninformierten Verwendung vorzuziehen.