Schätzt du noch oder berechnest du schon? – Die Etatverteilung an Bibliotheken

von Lorena Steeb

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Wie kann begründet werden, welches Fach einer Bibliothek welchen Münzstapel zur Erwerbung von Informationsressourcen zur Verfügung gestellt bekommt? Welche Faktoren müssen bei der Verteilung der Mittel berücksichtigt werden?
Antworten auf diese Fragen geben sogenannte Etatverteilungsmodelle. Mit Hilfe von Etatverteilungsmodellen werden die vorhandenen Mittel einer Einrichtung anhand transparenter Parameter auf die unterschiedlichen Fächer der Einrichtung verteilt.

Insbesondere in diesen Zeiten ist die adäquate Verteilung der verfügbaren Bibliotheksmittel von besonderer Relevanz. Denn den begrenzten Budgets der Bibliotheken steht ein immer größer werdendes Angebot an Informationsressourcen gegenüber, dessen Preis kontinuierlich
steigt. Zudem stehen die Märkte aktuell wegen der Corona-Pandemie und des Kriegs in der Ukraine vor unvorhersehbaren Herausforderungen, sodass weitere Preissteigerungen wahrscheinlich sind. Dennoch sollen Bibliotheken weiterhin ihrem Versorgungsauftrag nachkommen können, was eine am aktuellen Fächerbedarf orientierte Mittelverteilung nötig macht.

An der Universitätsbibliothek (UB) Mannheim wurde daher die bislang erfahrungsbasierte Etatverteilung mit Hilfe eines Etatverteilungsmodells geprüft, um sicherzustellen, dass die dort vertretenen Fächer ihrem Bedarf entsprechend berücksichtigt werden. Zur Berechnung der Verteilungsschlüssel an der UB Mannheim wurde das Etatverteilungsmodell der Humboldt-Universität zu Berlin aus dem Jahr 2020 verwendet. In diesem Modell werden elektronische Medien nicht länger als Zusatzangebot betrachtet, sondern als Substitut für Printmedien, sodass dieses Modell aufgrund seiner Aktualität gut zur Erwerbungspraxis der UB Mannheim passt.

In die Berechnung der Verteilungsschlüssel floss eine Universitäts- und eine Literatursäule ein (siehe Abbildung 2). In der Universitätssäule wurde sowohl die Anzahl an wissenschaftlichem Personal als auch die Anzahl an Studierenden pro Fach berücksichtigt. In die Literatursäule flossen die Bedarfe an Büchern und Zeitschriften sowie die unterschiedlichen internationalen Durchschnittspreise der Fächer ein.

Abb. 2: Etatverteilungsmodell der Humboldt-Universität zu Berlin (Quelle: Lorena Steeb)

Im Anschluss wurde die Verteilung laut Modell mit der aktuellen, erfahrungsbasierten Mittelverteilung verglichen. Dabei wurde deutlich, dass die erfahrungsbasierte Verteilung an der UB Mannheim teilweise von der berechneten Verteilung laut Modell abweicht. Es sind weitere Analysen, beispielsweise zum Bedarf und den Preisen von fachspezifischen Datenbanken, notwendig, um sicherzustellen, dass die Verteilung laut Modell auch dem tatsächlichen Bedarf an der UB Mannheim entspricht.

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