von Katharina Scholl
Abb. 1.: Motto “Gummersbacher Jedöns” (Quelle: Katharina Scholl)
Was ist mit Dingen, die teuer in der Anschaffung sind oder für die einfach der Platz fehlt? Dinge, die schon lange ausprobiert werden wollen?
Sportgeräte, Werkzeuge, Konsolen; all diese Dinge sind in ihrer Anschaffung nicht billig und müssen auch danach weiter in Schuss gehalten werden. Günstiger wäre es, sich die Kosten und das Gerät mit Jemandem zu teilen. Bisher war es nicht üblich, Alltagsgegenstände, also “Dinge” in einer öffentlichen Bibliothek zu leihen, dabei gibt es viele gute Gründe das zu tun. Wir sind als Bibliothek die ungeschlagenen Expert*innen im Verleihen und haben uns daher beschlossen, der Sache anzunehmen.
Das hier vorgestellte Praxisprojekt des MALIS-Jahrgangs 2021 ist eine „Bibliothek der Dinge“ in der Kreis- und Stadtbücherei Gummersbach. Hinter dem Konzept der „Bibliothek der Dinge“ steckt die weltweite Bewegung der „Sharing Economy“ mit dem Ziel, Gegenstände kosten- und ressourcenschonend auszuleihen, ohne dass diese von jedem extra gekauft werden müssen. Mit der Erweiterung um die Ausleihmöglichkeit von Gegenständen des alltäglichen Lebens trägt die Kreis- und Stadtbücherei Gummersbach zu den 17 Nachhaltigkeitszielen der Agenda 2030 bei. Wir, die Büchereien und die Nutzer*innen suchen immer wieder nach neuen Wegen, Ressourcen einzusparen, Müll zu reduzieren und den Planeten zu entlasten. Ein guter Weg ist es, Sachen mit anderen zu teilen statt alles selbst zu kaufen. Mit jeder Ausleihe muss ein Gerät weniger produziert und später entsorgt werden. Und das ist nicht nur gut für jeden selbst, sondern auch für die Natur.
Nach Recherchearbeiten bei anderen Bibliotheken, die das Konzept praktizieren, und bei sogenannten Leihläden, startet die Stadtbücherei mit rund 30 Neuheiten im Regal. Dabei wurden die Nutzer*innen der Bücherei mit einbezogen. Sie wurden gezielt darauf angesprochen, welche Dinge sie sich wünschen, aber nicht leisten können oder wollen. Was bringt es Gegenstände anzuschaffen, die am Ende keiner ausleiht, weil es nicht der Zielgruppe entspricht oder gefällt? Das Angebot reicht vom Akkuschrauber, über die Heckenschere bis zum Hula-Hoop-Reifen. Aber auch Motivbackformen können mit nach Hause genommen werden. Wer schon immer seine Negative oder Dias digitalisieren wollte, leiht sich das entsprechende Gerät in der Kreis- und Stadtbücherei aus. Die Ausleihe funktioniert ganz einfach: Man kann alle Gegenstände aus der Bibliothek der Dinge mit einem gültigen Büchereiausweis für 14 Tage ausleihen, wobei eine Verlängerung möglich ist. Das komplette Angebot kann im Bibliothekskatalog mit dem Suchbegriff “Bibliothek der Dinge” aufgerufen werden. Manche Gegenstände können erst ab 12 Jahren oder 18 Jahren ausgeliehen werden, weil sie besonders empfindlich oder teuer sind – das Alter ist jeweils auf dem Gegenstand vermerkt. Das ist z.B. die Heckenschere.
Abb. 2: Bibliothek der Dinge (Quelle: Katharina Scholl)
Für die nächsten Monate ist es geplant Veranstaltungen und Workshops passend zu den Dingen anzubieten. Außerdem ist es wünschenswert mit geschulten Personal den Nutzer*innen Einweisungen mit Tipps zu geben, um die Nutzerfreundlichkeit zu erhöhen und die Verletzungsgefahr zu senken. Hier würden sich Kooperationen mit der VHS oder mit Handarbeitsläden lohnen.
Das nächste Jahr wird zeigen, welche Dinge kaum oder gar nicht ausgeliehen wurden. Stand jetzt sind die Nutzer*innen restlos begeistert und freuen sich auf die neuen Dinge. Ganz nach dem Motto: „Mach zuhause Platz für die wirklich wichtigen Dinge – den Rest gibt es in der Bücherei.“
Projektzeitraum: April 2022 bis August 2022
Projektbetreuer*in: Prof. Dr. Simone Fühles-Ubach
Kontakt: katharina.scholl@smail.th-koeln.de