von Jana Pössel
Nutzerfreundliches Design und intuitive Bedienbarkeit bei einem Bibliothekskatalog? Ja, das gibt es. Das neue ZB MED-Suchportal LIVIVO macht es vor.
Basierend auf Usability-Untersuchungen hat ZB MED ein modernes Suchportal geschaffen, das dank Responsive Design auch auf mobilen Endgeräten bedienbar ist. Das Projekt beschreibt einen Usability-Test von LIVIVO noch in der Beta-Phase des Produkts. Das Ergebnis kann als beispielhafter Projektablauf für eine Usability-Untersuchung dienen, wie sie an Bibliotheken ohne größeren personellen und finanziellen Aufwand durchgeführt werden kann.
LIVIVO ist seit 2015 das neue ZB MED-Suchportal für die Lebenswissenschaften und ermöglicht eine interdisziplinäre Recherche in 45 qualitätsgeprüften Fachdatenquellen. Das Angebot ist frei im Netz verfügbar und richtet sich in erster Linie an Forschende und Studierende, sowie an wissenschaftlich Arbeitende in den Lebenswissenschaften.
Bei der Konzeption des neuen Suchportals wurden die Ergebnisse von Untersuchungen und Befragungen zu den Vorgänger-Suchportalen MEDPILOT und GREENPILOT mit einbezogen. Diese hatten bei Usability-Tests vergleichsweise schlecht abgeschnitten. Fokus des neuen Designs war eine intuitive Bedienbarkeit aller Funktionen unabhängig vom Endgerät, für First-User ebenso wie für Rechercheexperten.
Ziel des Projekts (als Praxisprojekt des MALIS-Studiengangs der TH Köln unter der Betreuung von Dr. Peter Kostädt) war die Aufdeckung und Behebung von Usability-Problemen noch in der Beta-Phase des neuen Suchportals. Ein Vergleich mit Ergebnissen früherer Studien sollte aufzeigen, inwieweit sich die Einbeziehung von früheren Erkenntnissen in die Konzeption positiv auf die Usability ausgewirkt hat.
Dafür wurde eine qualitative Usability-Studie durchgeführt: Zwölf Personen aus Wissenschaft und Forschung wurden in Interviews befragt und bei der Durchführung praktischer Aufgaben in LIVIVO beobachtet. Eingesetzt wurde dazu die Software Morae des Herstellers TechSmith. Diese hatte bereits bei früheren Tests durch intuitive Bedienbarkeit sowie kostengünstige Anschaffung überzeugt und bot für alle Phasen der Studie (Konzeption des Fragebogens, Aufzeichnung der Tests, Auswertung) technische Unterstützung.
Bei den Tests wurden fünf größere Usability-Probleme aufgedeckt und viele Anregungen und Verbesserungsvorschläge für das noch junge Produkt aufgenommen (s.a. https://www.livivo.de/app/misc/help/news). Das Feedback der Teilnehmenden war dabei durchweg positiv. Das bestätigt auch die abschließende Bewertung des Gesamteindrucks, die im Vergleich zu den Vorgängerportalen deutlich verbessert werden konnte.
Noch vor offiziellem Online-Gang von LIVIVO am 10.11.2015 wurden die meisten der aufgedeckten Fehler behoben, sowie viele weitere kleinere Verbesserungen eingebaut.
Das Projekt zeigt einen exemplarischen Ablauf für eine Usability-Studie, wie sie von Bibliotheken mit geringen personellen und finanziellen Kapazitäten durchgeführt werden kann. Etwas Zeit muss man allerdings einplanen: Die Konzeption, Durchführung und Auswertung eines solchen Tests beschäftigt eine Vollzeitkraft etwa drei Monate. In einzelnen Phasen (Durchführung der Tests, Vorbereitung der Technik) ist die Unterstützung weiterer Personen notwendig. Dazu kommt die Implementierung von Fehlerbehebungen oder neuen Funktionen, basierend auf den Ergebnissen.
Bei ZB MED werden Kundenwünsche stetig weiter in die Entwicklung der Produkte einfließen. Erst kürzlich wurde eine Kundenumfrage bezüglich der Ausgestaltung von Webinaren durchgeführt, auf deren Basis nun ein entsprechendes Angebot entwickelt wird. Fortlaufende Usability-Tests mit kleinen Gruppen zu weiteren Themen, wie der Responsive Version von LIVIVO, sind bereits in Planung.