
2018 öffnete die nach einem Konzept des niederländischen Architekten Aat Vos neu gestaltete Stadtteilbibliothek in Köln-Kalk ihre Türen. Seitdem zählt sie zu den fortschrittlichsten Stadtteilbibliotheken Deutschlands, bekannt für ihr innovatives Design und ihren Ansatz als „Dritter Ort“, vor allem für Kinder und Jugendliche.
Aber entspricht sie sieben Jahre nach der Umgestaltung immer noch den Wünschen und Bedürfnissen ihrer Fokusgruppe?
Um das herauszufinden, haben wir mit kreativen und teils ethnografisch inspirierten Methoden der User Experience geforscht: Graffiti-Walls, Guerilla-Interviews, Fotoaktionen, Shadowings, Zukunftswerkstätten und Tiefeninterview. Diese flexiblen und niedrigschwelligen Methoden ermöglichen nicht nur eine spielerische Einbindung der jungen Nutzenden, sondern liefern auch tiefgehende Einblicke in ihre Bedürfnisse – oft über das hinaus, was standardisierte Fragebögen erfassen. So konnten Jugendliche unter anderem in Fotoaktionen „schöne und hässliche Orte“ dokumentieren und in zwei Zukunftswerkstätten mit Hilfe von KI ihre Traumbibliothek konzipieren.

Unsere Untersuchungen konzentrierten sich auf drei Themenbereiche: räumliche Gestaltung, Veranstaltungen und Dienstleistungen. Das Ergebnis: Für die Jugendlichen ist die Bibliothek vor allem einer der wenigen Orte, der Raum zum Lernen bietet – in einem Stadtteil, in dem Wohnraum knapp ist und ruhige Lernorte rar sind. Dies führt jedoch zu einem Interessenskonflikt mit jüngeren Kindern, die eher einen Platz zum Spielen und Treffen von Freunden möchten.
Entsprechend der Bibliothek als Lernraum wünschen sich viele Jugendliche Nachhilfeangebote (bisher noch nicht vorhanden) und Dienstleistungen, die das Lernen unterstützen, wie Arbeitsmaterialien und Wasserspender. In Bezug auf den Freizeitraum Bibliothek wurden eher Wünsche nach technischen Angeboten wie 3D-Druck, VR und Videospielen geäußert.
Die Studie bestätigt die bisherigen Einschätzungen der Mitarbeitenden und liefert eine solide Datengrundlage für weitere Analysen. Erste kleine Anpassungen wurden bereits umgesetzt, wie ein exklusiver Lernraum im Obergeschoss während Prüfungsphasen. Weitere Veränderungen – etwa das Angebot von Nachhilfe – werden geprüft.
Insgesamt entspricht die Stadtteilbibliothek Köln Kalk mit ihren Räumlichkeiten, Veranstaltungen und Dienstleitungen auch sieben Jahre nach der Wiedereröffnung weiterhin größtenteils den Wünschen und Bedürfnissen ihrer Zielgruppe „Kinder und Jugendliche“.
In diesem Sinne: „Macht weiter so, Team Kalk!“
Projektzeitraum: Februar 2025 – August 2025
Projektbetreuer*in: Prof. Dr. Simone Fühles-Ubach
DOI: https://doi.org/10.59350/j0apf-p6906
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