von Claudia Frick
Open Access ist eine nicht mehr wegzudenkende Entwicklung in der wissenschaftlichen Kommunikation und steht für den Wandel vom klassischen Modell einer zahlenden Leserschaft hin zu frei verfügbarem Wissen für alle. Wissenschaftliche Bibliotheken treiben diesen Wandel einerseits aktiv voran, andererseits unterliegen sie ihm selbst, müssen auf die geänderten Anforderungen reagieren und verändern sich und ihre Strukturen. Für Open Access ist dabei keine einzelne Abteilung in der Bibliothek zuständig, vielmehr betrifft das Thema jeden ihrer Bereiche, so auch die Informationsvermittlung. Entsprechend sollte Open Access als Querschnittsthema auch an vielen Stellen des Schulungsprogramms verortet sein.
Das Forschungszentrum Jülich bietet seinen Mitarbeiterinnen ein breites internes Schulungsprogramm an, das jährlich überarbeitet und zu Jahresbeginn veröffentlicht wird. Die Zentralbibliothek beteiligt sich an diesem Programm, dabei vermischen sich Schulungen zur Informationskompetenz mit Angeboten zur Publikationskompetenz. Im Rahmen dieses Praxisprojekts (im MALIS-Studiengang der TH Köln unter der Betreuung von Dr. Viola Voß) wurde das Spektrum der Schulungen für das Jahr 2017 in den Bereichen Publikationskompetenz und Open Access erweitert und umgestaltet. Die strategischen Ziele dahinter waren das Schließen bisheriger Lücken, die Reduktion individueller und somit zeitintensiver Beratungen zum Thema Open Access und die Vermittlung der wichtigsten Kompetenzen im Bereich des wissenschaftlichen Publizierens an ein breites Publikum.
Eine zu Beginn des Projekts durchgeführte Stakeholderanalyse zeigt die große Spannweite der am Projektergebnis interessierten Parteien. Sie reicht von den Wissenschaftlerinnen und Verwaltungsmitarbeiterinnen über die Bibliothek bis hin zum Vorstand des Forschungszentrums Jülich und sogar bis hin zur Helmholtz-Gemeinschaft selbst. Letztere hat sich zum Ziel gesetzt, ab dem Jahr 2025 alle Zeitschriftenpublikationen ihrer Wissenschaftlerinnen Open Access zur Verfügung zu stellen. Als Teil der Helmholtz-Gemeinschaft muss und will das Forschungszentrum Jülich hierzu seinen Beitrag leisten
Die Analyse des Schulungsprogramms für das Jahr 2016 zeigt, dass sich drei der 26 Schulungen mit dem Schreiben und Veröffentlichen von wissenschaftlichen Artikeln befassten. Zwei davon streiften das Thema Open Access nur am Rande, die verbleibende Schulung widmete sich allein dem Thema Open Access. Diese Isolation des Themas sollte im neuen Schulungsprogramm aufgebrochen werden. Aus der Schulung „Open Access“ wurden drei Schulungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten, die Wissenschaftlerinnen und Verwaltungsmitarbeiterinnen in ihrem Arbeitsalltag abholen und an das Thema heranführen.
- Die Schulung „Publikationsgebühren“ gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen zu diesem Thema und erläutert alle Services, die die Zentralbibliothek dazu anbietet.
- Die Schulung „Publikationen und Drittmittel“ befasst sich mit den wichtigsten Publikationsrichtlinien für Jülicher Wissenschaftlerinnen und deren Vorgaben im Bereich Open Access.
- Die Schulung „How to Publish“ bietet gerade jungen Wissenschaftlerinnen einen ersten Einblick in die Arbeitsabläufe beim wissenschaftlichen Publizieren und führt sie frühzeitig an das Thema Open Access heran.
Die für die neuen Schulungen erarbeiteten Materialien und Informationen werden intensiv nachgenutzt, beispielsweise in der individuellen Beratung, auf den Intranetseiten und bei den Veranstaltungen im Rahmen der internationalen Open-Access-Week in der Zentralbibliothek des Forschungszentrums Jülich. Um gerade neue Wissenschaftlerinnen zu erreichen, wurde das Thema Open Access zudem bereits zu Beginn des Jahres 2017 in die allgemeine Einführungsveranstaltung der Zentralbibliothek für neue Mitarbeiterinnen des Forschungszentrums Jülich integriert. Das Thema Open Access kommt so immer mehr bei den Mitarbeiterinnen an und die Schulungsteilnehmerinnen tragen das erlernte Wissen als Multiplikatorinnen in die wissenschaftlichen Institute des Forschungszentrums Jülich.