von Michèle Robrecht
Professor Rernat-Dipling hat das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT infiltriert und droht damit, seinen Exmatrikulator auf die Belegschaft loszulassen. Mit diesem erschreckenden Szenario sehen sich vier Studierende konfrontiert. Doch sie erhalten Hilfe von der mysteriösen FIM. Nur können sie nicht frei kommunizieren, weil ihr Gegenspieler sie sonst entlarven könnte. Also müssen sie sich etwas anderes überlegen. Zum Glück ist FIM Expertin für Informationskompetenz und kann verschlüsselte Hinweise geben. Klingt wie ein Krimi – ist aber ein Online Escape Game!
Escape Games haben bereits vor einiger Zeit Einzug in pädagogische Kontexte gehalten und dringen allmählich auch zu wissenschaftlichen Bibliotheken vor. Gleichzeitig hält die Coronapandemie weiterhin an und stellt auch für die Vermittlung von Informationskompetenz ungewöhnliche Bedingungen. Daraus entstand am Fraunhofer IPT im Rahmen eines MALIS-Praxisprojekts das Escape Game „Der verrückte Professor“. Die Studierenden werden vor knifflige Rätsel gestellt, die sich rund um das Verfassen von Abschlussarbeiten und den dazu nötigen Fähigkeiten drehen. Die ersten Aufgaben gestalten sich noch einfach, um das Vorwissen der Teilnehmenden zu aktivieren, sodass die Weichen für ein erfolgreiches Lernen gestellt sind. Doch mit anhaltendem Spielerfolg steigt auch der Schwierigkeitsgrad.
Die technische Basis bietet eine WordPress-Instanz. In diesem Baukastensystem für Websites lassen sich viele verschiedene Plugins mit Zusatzfunktionen integrieren. Jeder Raum ist auf einer separaten Seite dargestellt, die einem festgelegten Schema folgt. Die Codes, die die Teilnehmenden als Lösungen herausfinden, überprüfen sie mit dem Plugin „QuizMaker“, dem Herzstück des Escape Games. Ist der Code richtig, wird der Link zum nächsten Raum freigeschaltet. Näheres zu den Inhalten und Rätseln bleibt allerdings unter Verschluss – dieser Beitrag ist schließlich nicht mit einem Spoiler-Hinweis versehen!
Das Escape Game konnte zwar noch nicht unter realen Bedingungen durchgeführt werden, aber die Testdurchläufe zeigten bereits wichtige „lessons learned“ auf: Bei der Konstruktion der Rätsel ist die Balance zwischen dem Schwierigkeitsgrad, dem gewünschten Lerneffekt und der Usability wichtig. Ist eine dieser Komponenten über- oder unterrepräsentiert, sind die Teilnehmenden schnell frustriert. Außerdem sollte durchweg derselbe rote Faden in den Rätseln verwendet werden, ähnlich wie bei der Raum- bzw. Seitenstruktur. Dazu gehört insbesondere die Überprüfung der Lösungscodes; bestenfalls wird dazu immer dasselbe Plugin genutzt.
Nach den Durchführungen werden die teilnehmenden Studierenden das Escape Game evaluieren. Und wer weiß: Anschließend taucht Professor Rernat-Dipling vielleicht ein zweites Mal im Fraunhofer IPT auf. Oder vielleicht sogar in anderen Fraunhofer-Instituten?
Projektzeitraum: März 2021 bis Juli 2021
Projektbetreuer*in: Prof. Dr. Claudia Frick
Kontakt: michele.robrecht@ipt.fraunhofer.de