Demokratieführung für Migrant*innen

von Eva Goossens

Abbildung 1: Themen der Demokratieführung (Quelle: Eva Goossens)

Öffentliche Bibliotheken dienen als interkulturelle Treffpunkte, laden zum Dialog ein, ermöglichen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und tragen somit zur Integration von Migrantinnen und Migranten bei. Auch im Bereich der politischen Bildung kann die Stadtbibliothek eine wichtige Stellung einnehmen.

Auch wenn die überwiegende Mehrheit der Zugewanderten sich zur Demokratie bekennt, zeigen Studien sowie Erfahrungen aus dem Unterricht und aus Bibliotheken, dass Verständnisdefizite bei den Themen Presse- und Meinungsfreiheit bestehen und dass die Kenntnisse über das deutsche Parteiensystem häufig nicht ausreichen, um Wahlentscheidungen zu treffen. Die Stadtbibliothek bietet freien Zugang zu einem weltanschaulich, politisch und religiös ausgewogenen Bestand und stellt dadurch einen wichtigen Akteur für die kulturelle und politische Integration dar. Um die Zielgruppe zu erreichen, sind gezielt auf diese zugeschnittene Veranstaltungen und Kontaktarbeit wichtig.

In Ergänzung zu bereits bestehenden Angeboten der Stadtbibliothek für die Zielgruppe wurde eine Bibliotheksführung konzipiert, die sich an Teilnehmende von Orientierungskursen richtet (siehe Grafik) und das Verständnis für demokratische Prozesse, kulturelle Vielfalt, Presse-, Meinungs- und Religionsfreiheit fördert. Ziel ist es, ein informelles Bildungsangebot in Ergänzung zum Kurs zu schaffen, bei dem die Teilnehmenden die Bibliothek als Anlaufstelle kennenlernen, die Bildungs- und Informationsangebote für politisch Interessierte bereithält.

Abbildung 2: Integrationskurs (Quelle: Eva Goossens)

Methodisch wird auf Anschaulichkeit und Verständlichkeit gesetzt. Die Veranstaltung wird an die sprachlichen Fähigkeiten angepasst, die sich in der Regel auf dem Niveau A2 bis B1 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens befinden. Auch inhaltliche Interessen der Teilnehmenden sollen berücksichtigt werden. Für die Ziele der Demokratieführung ist weniger entscheidend, welches spezifische Thema gewählt wird, als dass es geeignet ist, Interesse zu wecken und eine anregende Lernerfahrung zu ermöglichen.

Für die Führung werden Medien in einfacher Sprache sowie Broschüren von Bundes- und Landesministerien verwendet. Die Auswahl wird individuell an die Kursgruppe angepasst. Die Teilnehmenden können sich in Kleingruppen mit den Medien beschäftigen und vorbereitete Wissens- und Diskussionsfragen bearbeiten. Dialoge und Diskussionen werden gezielt angeregt. Durch die anschließende Präsentation der Ergebnisse kann die gesamte Gruppe an den Erkenntnissen teilhaben und es können sich weitere Diskussionen ergeben.

Es ist besonders darauf zu achten, dass individuelle Interessen und Lebenslagen der Teilnehmenden in die Planung einbezogen werden. Wenn dies berücksichtigt wird, haben Angebote zur politischen Bildung das Potential, die Integration zu unterstützen und die Zielgruppe als langfristige KundInnen der Bibliothek zu gewinnen.

 

Projektzeitraum: September 2020 bis Februar 2021
Projektbetreuer*in: Prof. Dr. Tom Becker
Kontakt: evacagoo@gmail.com

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