von Alexandra Fante
Open Access ist ein komplexes Thema, das nach praktischen Erfahrungen verlangt, wenn die Bibliothek Beratungskompetenz bilden und Hintergrundinformationen an interessierte Autor*innen weitergeben möchte. Das vorliegende Praxisprojekt zur Analyse des Publikationsverhaltens an einem nicht-universitären Forschungsinstitut hat verschiedene Elemente der Publikationsberatung beleuchtet und theoretische Kenntnisse aus der Vielfalt der angebotenen Informationsveranstaltungen beim Bibliothekspersonal praxisorientiert vertieft.
Ursprünglich als Retrokatalogisierung von referierten Mitarbeiterpublikationen geplant, bot das Projekt die Möglichkeit, eine Open-Access-Statistik für die letzten fünf Jahre zu erstellen und damit die Voraussetzungen für potentielle Förderoptionen durch die DFG zu schaffen. Andererseits identifizierte die Analyse auch Veröffentlichungen, die nur über die Bibliothekslizenz oder gar nicht verfügbar sind und zukünftig im Rahmen des grünen Wegs der Zweitveröffentlichung offen zugänglich gemacht werden sollen.
Das Publikationsverhalten gab Aufschluss über die Wahl der Zeitschriften, wie sie sich auf die verschiedenen Verlage verteilten und wie weit Open-Access-Journale im Institut schon akzeptiert werden. Mit Blick auf Transformationsverträge wie DEAL mit Wiley und Springer bot sich an, das Portfolio der bereits in der Vergangenheit genutzten Zeitschriften zu erweitern. Das Ziel: den Wissenschaftler*innen bei einer individuellen Beratung das breite Spektrum von relevanten Titeln zu erschließen, ohne dass sie die verschiedenen Verlagsportfolios studieren müssen. Besonders berücksichtigt wurden relevante Titel aus der kuratierten Liste des Directory of Open Access Journals. Die Relevanz richtete sich nach den wesentlichen Forschungsschwerpunkten des Instituts. Um Wissenschaftler*innen bei Budgetierung und Finanzierung zu unterstützen wurden die Publikationsgebühren je Zeitschrift ermittelt. Obwohl kontrovers diskutiert wurden auch Impact Faktoren notiert. Tatsächlich gestaltete sich die Entwicklung des Portfolios als sehr aufwendig – Zeit, die man im Wissenschaftsbetrieb kaum aufbringen kann. Konnten Impact Indikatoren bereits während der Katalogisierung mit dem Blick auf die Homepage einer Zeitschrift erfasst werden, ist die Artikelbearbeitungsgebühr abhängig vom Verlag, dem Transformationsvertrag und dem Open Access Modell und musste aus den Produktlisten der Verlage bzw. den Vertragskonditionen ermittelt werden.
Gleichzeitig hat das Projekt die Elemente einer Open-Access-Beratung – Publikationsgebühren, CC-BY-Lizenzen, Zweitveröffentlichungsrecht, Urheberrecht, Impact, Peer-Review, Dashboards, Corresponding author – auch aus der Sicht der Autor*innen betrachtet, so dass eine Publikationsberatung sowohl inhaltlich individuell als auch authentisch gestaltet werden kann. Damit will sich die Bibliothek kompetent in den Publikationsprozess einbinden und das Open-Access-Engagement unterstützen.
Projektzeitraum: September 2020 bis Februar 2021
Projektbetreuer*in: Prof. Dr. Ursula Arning
Kontakt: alexandra.fante@gmx.de