von Désirée Griesemer & Julia Pletsch
Der Tag der aufgeschobenen Hausarbeiten – Eine Nacht ist nicht genug an der UB Kaiserslautern im Juli 2015 hatte zum Ziel, gegen Prokrastination vorzugehen und Studierende beim Verfassen ihrer Hausarbeiten zu unterstützen. Ein Toolkit zum Thema Gestaltung einer wissenschaftlichen Argumentationsstruktur und Kurse zum Umgang mit Stress, Zeitmanagement oder Recherche sollten den Studierenden Anschubhilfe leisten. Psychologische Beratung, ein „schreibförderndes“ sportliches Rahmenprogramm sowie gesundes Essen aus der Mensa ergänzten das Programm.
Als Kooperationspartner wurden der Fachbereich Sozialwissenschaften, das Distance Independent Studies Center, das Studierendenwerk und der Unisport der TU Kaiserslautern gewonnen. Besonders durch die Zusammenarbeit mit den Fachbereichen erhofften sich die Projekt-Koordinatorinnen einen doppelten Nutzen. Zum einen sollten die Fachbereiche von der Kooperation profitieren, da der Arbeitsaufwand bei der Korrektur der Facharbeiten reduziert werden kann, wenn die Studierenden die Regeln zum Schreiben wissenschaftlicher Arbeiten kennen. Zum anderen ergänzt das Angebot der Kurse die regulären Veranstaltungen der Fachbereiche positiv.
Der Juli stellte sich als passender Monat heraus, weil das Semesterende naht und den Studierenden dann bereits bewusst wird, dass das Schreiben von Hausarbeiten immer näher rückt, der Klausurdruck hingegen noch nicht allzu groß ist. Mittwoch als Wochentag erweist sich zudem als günstig, weil die Dozenten an der TU angehalten sind, nicht zu viele Lehrveranstaltungen anzubieten, um den Studierenden Zeit zum Lernen und zur Mitarbeit in den Hochschulgremien einzuräumen.
Der Tag der aufgeschobenen Hausarbeiten (TdaH) wurde als Praxisprojekt des MALIS-Studiengangs der TH Köln im Sommersemester 2015 unter der Betreuung von Prof. Dr. Inka Tappenbeck durchgeführt und daher mit einem Low-Budget geplant. Die von der PR-Abteilung der TU finanzierten Flyer und Plakate entstammen der kreativen Feder des „UB-Grafikers“. Zur besseren Identifizierung der beteiligten Mitarbeiter dienten T-Shirts im Corporate Design der Veranstaltung. Ebenso kamen einheitliche Namensschilder im Tafeldesign der Poster zum Einsatz. Die Eröffnung übernahm der Vizepräsident für Forschung und Technologie, Professor Poetzsch-Heffter.
Zum ersten TdaH hatten sich insgesamt 94 Personen angemeldet. Hiervon sind 86,2 % zu mindestens einem der angemeldeten Kurse auch erschienen, lediglich 13,8 % blieben der Veranstaltung komplett fern. Demgegenüber stehen 34 %, die tatsächlich alle Kurse besuchten, für die sie angemeldet waren.
Die stärkste Gruppe waren Studierende der Sozialwissenschaften mit 25,3 % der Teilnehmer, gefolgt von Maschinenbau mit 14,5 %. Mit jeweils mehr als 5 % waren Studierende der Fächer Biologie, Chemie- und Informatik vertreten. Aus den 94 Personenanmeldungen resultierten insgesamt 271 Kursbuchungen.
Zum Ende jeden Kurses erfolgte eine Evaluation über bereitgelegte Zettel, die mit Kommentaren versehen anonym in eine vorbereitete Box eingeworfen werden konnten, sowie mit Hilfe einer programmierten Access-Datenbank, bei der die Kursteilnehmer nur auf Feedback-Buttons klicken mussten. Das Ergebnis war sehr positiv.
Insgesamt war die Veranstaltung ein voller Erfolg. Mit einem sehr geringen Budget konnte eine sinnvolle und umfassende Beratungsveranstaltung durchgeführt werden, die 124 (spontane Besucher eingerechnet) Teilnehmer erreichte. Von vielen Seiten gab es positive Stimmen, die Dozenten, Studierenden und Mitarbeiter waren durchweg von der Veranstaltung überzeugt. Der TdaH war damit ein wichtiger Meilenstein in der Außendarstellung der Bibliothek und wurde auch in der Bibliothekskommissionssitzung hoch gelobt.
Der TdaH wird in das jährliche Curriculum der UB-Veranstaltungen integriert und soll jedes Jahr am ersten Mittwoch im Juli stattfinden. Die Planungen für den 6. Juli 2016 laufen bereits auf Hochtouren.
Die Veranstaltung wird auch als Posterbeitrag auf dem Bibliothekartag 2016 in Leipzig im Rahmen des „Best Practice Wettbewerbs“ präsentiert.
Der Fachaufsatz zum MALIS-Praxisprojekt wurde in o-bib veröffentlicht ( http://dx.doi.org/10.5282/o-bib/2016H2S78-82 )