Welche (Um-)Wege nehmen Metadaten für Open-Access-Bücher vom Verlag zum Discovery System der Bibliothek?

von Tobias Bülte

Abbildung 1: Konstellation der Metadatenbereitstellung für OA-Bücher im Rahmen von OGeSoMo (Quelle: Tobias Bülte)

Ein Ziel des BMBF geförderten Projekts OGeSoMo (Förderung von Open Access in den Geistes- und Sozialwissenschaften, mit dem Schwerpunkt Monografien) der Universitätsbibliothek Duisburg-Essen (UB) war die Erfassung, Beschreibung und Reflexion des komplexen OA-Publikationsprozesses für Bücher, die als Voraussetzung für eine effektive Diskussion, Kooperation und weitere systematische Maßnahmen für die Förderung von OA-Büchern wesentlich sind.

Als Rahmen dieses Projektes habe ich dafür die Bereitstellungs- und Übernahmeprozesse von OA-Metadaten zwischen Verlagen und Bibliotheken untersucht. Dies habe ich exemplarisch am Beispiel der UB und des Verlags Barbara Budrichs getan, der ebenfalls am OGeSoMo-Projekt beteiligt war. Dabei baut mein Projekt zum einen auf meiner eigenen beruflichen Erfahrung als Open Access- und Metadaten-Verantwortlicher in diesem Verlag auf. Zum anderen gaben mir Gespräche mit verschiedenen Expert:innen der UB wichtige Einblicke in die Metadatenpraxis der UB.

Damit Nutzer:innen, Bibliothekar:innen und technische Systeme identifizieren können und (nicht nur) Buchpublikationen im Open Access frei verfügbar und nutzbar sind, bedarf es zumindest drei OA-spezifischer Metadatenelemente:

a. Open Access-Status-flag
b. Open Access-Lizenz
c. Downloadlink zur freien Ressource

Um Metadaten austauschen und nachnutzen zu können, werden Metadatenstandards verwendet. In der Verlags- und Bibliothekspraxis kommen verschiedene Standards zum Einsatz. Im Buchhandel findet ONIX als Branchenstandard Verwendung. Im Bibliothekskontext der UB sind mit Blick auf Katalogdaten die Austauschformate MARC21 und MAB relevant. Zusätzlich nutzt DuePublico 2 das Institutsrepositorium der UB, die Metadatenstandards DublinCore und MODS.

Theoretisch lassen sich in diesen verschiedenen Metadatenstandards die drei OA-spezifischen Metadatenelemente auch abbilden:

Abbildung 2: Grobes Mapping der drei OA-Elemente (Quelle: Tobias Bülte)

In der untersuchten Praxis der VBB und der UB erfolgt die Bereitstellung der Metadaten nicht unmittelbar durch den Verlag an die Bibliothek. Stattdessen lassen sich drei parallele Bereitstellungswege von Metadaten an die Bibliothek und ihr Discovery System identifizieren (dazu auch die Anfangsgrafik):

  1. Verlag -> Intermediär (-> Intermediär …) -> Bibliothek
  2. Bibliothek -> Verbund -> Bibliothek
  3. Repositorium (-> Intermediär -> Intermediär …) -> Bibliothek

Dies verdeutlicht, dass mit Blick auf OA-Bücher nicht nur Verlage Metadatenproduzenten, sondern auch Bibliotheken durch das Katalogisieren und Verzeichnen im Repositorium sind.

Abbildung 3: „Wolke“ der Intermediäre (Quelle: Tobias Bülte)

Zudem muss die besondere Rolle des heterogenen Feldes der Intermediären im Metadatenprozess hervorgehoben werden, welche Verlagen und Repositorien oft die Bereitstellung von Metadaten an Bibliotheken technisch ermöglichen. Das heterogene Feld der Intermediären kann grob unterschieden werden in Branchenverzeichnisse wie die DNB und das VLB, Aggregatoren wie JSTOR, MUSE, content-select, u. a., OA-Plattformen wie OAPEN, DOAB; OA-Dienstleister wie Knowledge Unlatched, Discovery Services wie Primo/Ex Libris; E-Book-Shops/-Distributoren wie googleBooks und digitale Verlagsauslieferungen. Ihre jeweilige Metadatenpraxis bleibt für Verlage und Bibliotheken undurchsichtig.

In der exemplarischen Bereitstellungspraxis lassen sich zwei wesentliche Probleme aufzeigen, die die Identifikation von E-Books als OA erschweren: Erstens zeigt der status quo, dass trotz der vorhandenen Standards bei einer Vielzahl von bereitgestellten, übertragenen und final katalogisierten Metadatensätzen wesentliche OA-Metadatenelemente fehlen oder nur in nicht standardisierter Form vorliegen. Zweitens führt die mehrfache Verbreitung und Übernahme von OA-E-Books und Metadaten zu Dubletten in Katalogen und Discovery Services.

Um die Metadatenqualität von OA-Büchern zu verbessern, ist der Austausch zwischen Verlagen und Bibliotheken über Anforderungen und Möglichkeiten und das Aufzeigen der verschiedenen Bereitstellungswege ein wichtiger Schritt. Die Forderung nach der richtigen Bereitstellung von OA-Metadaten durch die Verlage allein reicht nicht aus, es müssen auch die verschiedenen Verzeichnisse wie Kataloge und Repositorien einer Bibliothek berücksichtigt und qualitativ vereinheitlicht werden. Darüber hinaus hat das Praxisprojekt gezeigt, dass für ein verbessertes Verständnis der Metadatenprozesse und für eine Steigerung der Metadatenqualität neben Verlagen und Bibliotheken auch ein Austausch mit den intermediären Stakeholdern notwendig ist. Erst die transparente Zusammenarbeit von Verlagen, Bibliotheken und verschiedenen Akteur:innen aus dem heterogenen Feld der Intermediären kann dabei helfen das Potential von Open Access-Büchern nicht nur auf der Ebene von Metadaten besser auszuschöpfen.

 

Projektzeitraum: Sommersemester 2020
Projektbetreuer*in: Prof. Dr. Ursula Arning
Kontakt: tobias.buelte@gmx.de

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