Bildung für nachhaltige Entwicklung und Inklusion: ein unerreichbares Ziel?

Von Aurélien Jarry

Abbildung 1: Titelbild (Quelle: Stadtbibliothek Neuss)

Die Stadtbibliothek Neuss bietet als außerschulischer Lernort Führungen und Workshops an, die Informations- und Medienkompetenz fördern. Dieser Beitrag stellt ein Projekt vor, das zur Weiterentwicklung des pädagogischen Angebots durchgeführt wurde.

Ziel war es zu überprüfen, ob bestehende Formate im Sinne von Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) überarbeitet werden können. Insbesondere sollte geprüft werden, wie man bei Führungen der steigenden Heterogenität der Zielgruppen gerechter werden kann, ohne vorhandene personelle Ressourcen unnötig zu belasten.

Ein beliebtes Format auf dem Prüfstand

Als Testobjekt wurde ein Format gewählt, das lange im Portfolio der Stadtbibliothek Neuss und immer noch beliebt ist: die „Klassische Führung“. Sie bietet eine Einführung für Schulklassen der Grund- und weiterführenden Schulen ohne multimedialen Einsatz. Allerdings hat die Erfahrung gezeigt, dass die benutzten Materialien die Lesekompetenz einiger Kinder zu übersteigen schienen. Eine Überarbeitung war also nötig.

Auf dem Weg zur Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)

Kriterien für die Überarbeitung wurden zunächst von den BNE-Leitlinien abgeleitet. BNE zielt darauf ab, Menschen zu befähigen, notwendige gesellschaftliche Entwicklungen mitzugestalten, um die Lebensgrundlagen aller Menschen zu verbessern. Diese Bildungspolitik stützt sich auf die 17 Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 der Vereinten Nationen, insbesondere die Ziele 4 (hochwertige Bildung) und 10 (weniger Ungleichheiten), die einen Fokus auf inklusive und chancengerechte Bildung legen.

Inklusiver Unterricht und Universal Design for Learning (UDL)

Im inklusiven Unterricht werden die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen mit differenzierten, individualisierten Lernzielen und flexiblen Unterrichtsformen adressiert. Der pädagogische Ansatz des Universal Design for Learning (UDL) bietet einen systematischen Rahmen, Lernumgebungen zugänglich zu gestalten und Barrieren im Lernprozess zu beseitigen. Deshalb wurden konkrete Empfehlungen des UDL im Projekt berücksichtigt.

Umsetzung

Die Überarbeitung der Materialien konzentrierte sich dann auf eine klarere und leichter verständliche Sprache. Die „Klassische Führung“ wurde so für drei Zielgruppen angepasst: Klasse 3-4, Klasse 5-6, Klasse 7-9. Testläufe mit Schulklassen ermöglichten wertvolle Rückmeldungen und führten zu weiteren didaktischen Anpassungen: Anweisungen wurden noch klarer formuliert und die Interessen der Schüler*innen berücksichtigt.

Fazit und Ausblick

Die Überarbeitung der „Klassischen Führung“ unter Einbeziehung von BNE- und Inklusionskriterien führte zu einer spürbaren Verbesserung der Materialien und des Konzepts. Dieses Projekt zeigt also, dass die Integration von BNE und inklusiven Ansätzen in bibliothekarischen Angeboten durchaus möglich ist.

Mögliche zukünftige Schritte beinhalten die Weiterentwicklung spezieller Materialien für Kinder mit besonderen Bedürfnissen oder die Berücksichtigung von Schüler*innen mit sensorischen Einschränkungen. So eine kontinuierliche Anpassung ist sehr aufwendig. Jede kleine positive Änderung setzt jedoch ein wichtiges Zeichen für die Zukunft. Damit trägt die Stadtbibliothek Neuss aktiv zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele bei und positioniert sich als Bildungsort, der nachhaltige und inklusive Lernmöglichkeiten bietet.

 

Projektzeitraum: April 2024 – August 2024
Projektbetreuer*in: Prof. Dr. Petschenka
Kontakt: Aurelien.Jarry@stadt.neuss.de

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